Kunstantiquariat Monika Schmidt
Galerie Japankunst 

Spezialgalerie für original Japanische Farbholzschnitte, Blockbücher und Malereien aus dem 18. bis 20. Jahrhundert  &  Kunstantiquariat für Alte Landkarten, Stadtansichten, Dekorative Graphiken und Künstlergraphik des 15. bis 20. Jahrhunderts

Kawase Hasui (1883-1957)

Geboren mit dem Namen Kawase Bunjirô am 18. Mai 1883 in Tokio wuchs Hasui als ältester Sohn in einer Kaufmannsfamilie auf. Da er ein kränkliches Kind war, verbrachte er lange Zeit bei einer Tante in Shiobara (Präfektur Ibaragi), einer Gegend, die für ihre Heilquellen und das gesunde Bergklima bekannt ist. Von klein auf zeigte er großes Talent für das Malen und Zeichnen. Vermutlich entwickelte er in Shiobara die sein künstlerisches Leben fortan bestimmende Liebe zur Landschaft. Mit vierzehn Jahren begann er eine Ausbildung zum Maler, die er jedoch nach zwei Jahren beenden muss, um in das Familiengeschäft einzutreten. Die folgenden Jahre versuchte er vergeblich, seine künstlerischen Interessen mit denen des Familienbetriebs in Einklang zu bringen, entschied sich schließlich für die Kunst und bewarb sich um Aufnahme als Schüler bei Kaburagi Kiyokata (1878-1973), dem einflussreichen Maler und Illustrator, der noch bei Yoshitoshi gelernt hatte. Zunächst abgelehnt, studierte er die beiden folgenden Jahre westliche Malerei bei Okada Saburôsuke (1869-1939) und bewarb sich darauf erneut - diesmal erfolgreich - bei Kiyokata, wo er japanische Malerei (Nihonga) studierte. Von Kiyokata erhielt er den Künstlernamen Hasui. Angeregt durch Itô Shinsuis "Acht Ansichten von Ômi", entstanden 1918 Hasuis erste Landschafts-Farbholzschnitte, Bilder aus Shiobara, der Gegend seiner Kindheit.

Schon diese frühen Blätter zeigen jene für Hasui charakteristische, differenzierte Darstellung der Lichtstimmungen, die Oberflächentextur, die den handwerklichen Herstellungsprozess nicht verleugnet, ihn im Gegenteil sogar oft hervorhebt, die realistische aber gleichwohl stilisierte Darstellung, die kräftige, tiefe und doch nicht grelle Farbigkeit. Gedruckt wurden diese Blätter bei dem engagierten Verleger Watanabe Shôzaburô (1885-1962), der damals gerade jene Künstler um sich zu scharen begann, die man heute – nach einem von Watanabe geprägten Wort – unter dem Begriff "Shin Hanga" (Neuer Druck) kennt. In einer lebenslang andauernden fruchtbaren Zusammenarbeit gab Watanabe die Mehrzahl von Hasuis über 600 Farbholzschnitten heraus.

In den nun folgenden Jahren reiste Hasui immer wieder durch ganz Japan, unermüdlich Motive sammelnd und skizzierend, die er, zurück in Tokio, mit Watanabe und dessen Holzschneidern und Druckern umsetzte. Das verheerende Kantô-Erdbeben von 1923 und das darauf folgende Feuer vernichtete nicht nur Hasuis Privathaus samt seinen Skizzenbüchern, sondern auch Watanabes Geschäftsräume und die darin befindlichen Drucke und Druckstöcke. Drucke Hasuis, die vor dieser Zeit entstanden, sind daher äußerst selten. Mit Watanabes Hilfe nahm er jedoch bald wieder seine Reisen auf und es entstanden in den 30er Jahren, seiner produktivsten Zeit, wieder Ansichten der verschiedensten japanischen Orte und Landschaften zu allen möglichen Jahres- und Tages- und Nachtzeiten. Ein besonderer Reiz lag für Hasui in der Darstellung von Schnee und Regen sowie des morgendlichen und abendlichen Dämmerlichts, der "blauen Stunden", wie eine Vielfalt seiner Bilder bezeugt.

Auch im Ausland, vornehmlich in den Vereinigten Staaten, wurden Hasuis Bilder bald vielfach ausgestellt und gesammelt. Hatte es doch seit Hiroshige niemanden mehr gegeben, der sich mit einer solchen Intensität der Darstellung japanischer Landschaft widmete. Doch anders als Hiroshige beschränkte sich Hasui nicht auf den Kanon der "Meisho", der berühmten Landschaften und Orte Japans, sondern seine Bilder zeigen auch bis dahin als unspektakulär geltende Landschaften, wie etwa abgelegene Dorfränder, verregnete menschenleere Straßen, deren oft melancholische, manchmal wehmütige Stimmung vom Betrachter gut nachempfunden werden kann.

Hasuis lebenslanges Schaffen und seine Bemühung um die Kunst des japanischen Holzschnitts wurde 1956, ein Jahr vor seinem Tod, durch die Verleihung des höchsten Ehrentitels für einen Künstler in Japan, die Ernennung zum "Lebenden Nationalschatz" gewürdigt.