Ogata Gekkô (1859-1920)

Gekkô wurde als Nagami Shônosuke am 15. September 1859 in eine einflussreiche Familie Edos (Tokios) geboren, die aber, als Shônosuke siebzehn Jahre alt war, verarmte und fortan einen Laternenhandel betrieb. Obwohl künstlerisch ein Autodidakt, verdiente er sich schon als junger Mann sein Einkommen mit der Gestaltung illustrierter Handzettel für die Buchhandlungen der Stadt. Er gehörte - damals unüblich - keiner bestimmten Malschule an, war aber in seiner Entwicklung stark beeinflusst vom Wirken des Amerikaners Ernest Fenollosa (1853-1908) und Okakura Tenshins (1862-1913), die zu jener Zeit eine Erneuerung der japanischen Kunst in Rückbesinnung auf die Tradition propagierten, sowie durch die Malerei von Kikuchi Yôsai (1788-1878). Ab etwa 1884 arbeitete er unter dem Künstlernamen Ogata Gekkô, der ihm von einem Nachkommen des berühmten Malers und Kunsthandwerkers Ogata Kôrin (1658-1716) verliehen wurde.

In den achtziger und neunziger Jahren, einer Blütezeit der literarischen Illustration, war Gekkô ein vielgefragter Illustrator für Romane und Zeitschriften. So gestaltete er viele Frontispize (Kuchi-e) für Romane, auch eine Anzahl von Triptychen zum Chinesisch-Japanischen Krieg (1894-1895). Darüber hinaus machte er sich vor allem einen Namen mit aufwendig gedruckten Farbholzschnitten, die bei dem damals wichtigsten Verleger Matsuki Heikichi (Daikoku-ya) erschienen. Seine Interpretationen historischer oder legendenumrankter Ereignisse, seine Naturbilder sowie die zahlreichen Darstellungen des japanischen Frauenlebens halten zwar an den traditionellen Themen der vergänglichen – und zu Gekkôs Zeit fast schon vergangenen – Welt des Ukiyo-e fest, aber erzählen sie auf eine neue, von der Malerei (auch der westlichen) beeinflussten Weise. Nicht mehr mit fest umgrenzten Farbflächen, sondern mit sparsamen, fast skizzenhaften Vorgaben, mit zarten duftigen Farben und Schattierungen.